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KÜNSTL*ERLEBEN 6 | Berührende Sternstunden im Brocki Jona


 


Auf unseren kreativen Explorationen im August folgte ein Höhepunkt auf den anderen. Von einem berühr-enden Nachmittag im Brocki irgendwo zwischen Jona und Rapperswil im hochsommerlichen Zürich-Oberland.

Komm mit und entdecke die Magie, die in und zwischen allen Dingen und Menschen ruht …










Diesmal war ein besonderer Gast beim Künstl*erleben dabei: Chantal’s Mutter Sue, die seit vielen Jahren in Kalifornien lebt. Sie ist auf Besuch in der Schweiz, und da das Datum gerade auf ihren Aufenthaltszeitraum fiel, stimmten wir alle zu dass sie dabei ist.

Und oh - selten habe ich einen solch inspirierenden, kreativen, beseelten und interaktiven Menschen getroffen. Sue oder mit Künstlernamen Zanniki verkörpert für mich den Künstler-Archetypus schlechthin. Die Begrüssung war sehr herzlich. Ich bewunderte ihre grosse, silberne Schildkröte als Kettenanhänger um ihren Hals, und die Gesichter die in strahlender Farbkraft von ihrer Bluse aus auch irgendwie immer mit dabei waren - siehe Fotos.


An diesem heissen Nachmittag fanden wir also unseren Weg durch die Zürich-Oberländer-Agglo in den BrockiShop Jona. Zuerst stellten wir uns und unser Anliegen beim Brocki-Team vor, damit sie im Bild über all die Aktivitäten an diesen Nachmittag in «ihrem» Broki waren. Wir unterhielten uns mit dem Team, und die Gesprächsthemen fielen bereits das erste Mal auf Kunst, Kreativität oder die Abwesenheit von künstlerischem Ausdruck etc. Besonders Herr Bünzli schien sich als unser Ansprechspartner zu erweisen. Von Herr Schweizer mussten wir noch die Erlaubnis einholen, was uns auch gelang. Zanniki wirbelte herum und fand mit jedem einen herzlichen Austausch.








Nun aber auf zum kreativen Feldzug durch die Broki-Halle.

Stets schoben wir zwei Shopping-Einkaufswagen vor uns her:

Einen randvoll gefüllt mit Gestaltungsmaterial, der andere für

unsere Shopping-Trouvaillen.


Zanniki startete mit der ersten kreativen Aufgabe. Wir laden dich ein, die drei Übungen für dich selbst auszuprobieren, wenn du Lust auf kreative Inspiration, seelische Regeneration und einen Ausflug ins Reich der Sinne hast.




 




Übung 1


«Gehe durch die Gänge der vollen Regale, schau aufmerk-sam, was dir entgegenkommt. Sei präsent und offen.

Dann geh zum Malen und Zeichnen und kreiere aus deinen Eindrücken eine kleine Geschichte, oder einen Traum, oder ein Stilleben. Lasse die Eindrücke, die in dir präsent sind, zusammenfliessen in ein Ganzes.»




 


Gesagt, getan, und schon bald fanden wir uns auf einem Holztisch beim Eingang des Brocki's, gut geschützt vor der intensiven August-Sonne, mit unseren Stiften und Farben und Zeichenblöcken wieder.



Eine wundervolle Aufgabe, ich finde sie sehr stimmig: Ein Brocki ist ja auf eine Weise wie das Unterbewusstsein der Bevölkerung. Dinge die man nicht mehr braucht, die man weghaben will. Dinge, die ich dort holen kann für wenig Geld, aus einem schier unendlichen Fundus kollektiver Alltagsbewältigung, abgelagert wie Fossilien vergangener Jahrzehnte.


Wenn du die Übung zusammen mit Freund:innen machst, wird das Erlebnis vielleicht noch reicher und du erlebst auch die anderen «Träume und Geschichten». Du kannst die Übung aber auch problemlos für dich alleine machen und dir dafür soviel Zeit und Raum nehmen, wie du möchtest. Ich kann dir sagen, dass diese Übung sehr viel Spass macht und deine kreativen Energien so richtig zum Sprudeln bringen!






Creative Story


Als wir also da so friedlich sitzen und gestalten, kommen immer mal wieder Leute vorbei und schauen, was wir da gerade tun. So ergeben sich kürzere oder längere Interaktionen mit Brocki-Besucher:innen.

An diesem Nachmittag kommen wir besonders berührend und intensiv in einen Austausch mit verschiedenen Menschen.

Zuerst mit der sympathischen Leiterin des BrockiShops Jona, Rahel. Sie erzählt, dass ihre kreativen Talente eher im musikalischen Bereich liegen. Klavier und Singen sind ihre Ausdruckskanäle. Zanniki ermutigt sie, ein Lied für uns zu singen. Das hätte ich mich jetzt wirklich nicht gewagt. Doch sie hat absolut recht – denn die Angst hält unnötig zurück. Freude und Flow werden meist von uns selbst abgewürgt. Wir teilen unsere Gaben nicht für die Anderen, sondern weil es uns primär selbst erfreut. Und so lässt sich Rahel von Zanniki mitreissen, und das «Amazing Grace» acapella, und uns stehen wirklich die Tränen in den Augen. So viel Transformation beim Brocki-Shopping!

Ich glaube, für Rahel war es auch ein spezielles Erlebnis.

Sie strahlte danach den ganzen Nachmittag.





 



Übung 2


Nun ist Chantal an der Reihe. Ihre Übung regt die Sensorik und innere Empfindungsfähigkeit an, und fördert assoziative und intuitive Fähigkeiten.

«Setzt euch am besten auf eines der vielen Sofas. Haltet eure Augen geschlossen, bis ich wieder komme und euch einen Gegenstand in die Hand gebe. Befühlt diesen Gegenstand mit den Händen, «schaut» mit euren Händen. Achtet darauf welche Eindrücke, Bilder, Stimmungen in euch auftauchen. Erforscht diesen Gegenstand und geht danach zum Gestalten, - ohne ihn gesehen zu haben.

Schreibt, zeichnet, malt eure persönlichen Eindrücke, zu einem Bild, einer Geschichte, einer Sinnes-Skizze.»





 









Ich staune, wie sehr mein «inneres Bild» von diesem Gegenstand mit dem realen Gegenstand abweicht. Wie wir stets wahrscheinlich unsere eigenen Bilder kreieren, - angeknüpft an frühere, sogar frühste sensorische und neuronale Verknüpfungen. Wie ich es so gewohnt bin, die Welt ausschliesslich über die Augen zu erfassen.

Da ist eine solche Übung immer wieder Gold wert. Denn wenn wir den Sinn «wechseln», können wir automatisch in ganz andere Wahrnehmungsfelder und Realitäten eintauchen.






Creative Story


Nun sitzen wir also wieder so friedlich da und zeichnen und schreiben vor uns hin. Zwei Frauen nähern sich dem Brocki und unserem Mal-Tisch. Zanniki fragt die eine Frau, ob sie Künstlerin sei – für sie strahle sie das total aus …

Die Frau bestätigt etwas zögerlich, dass sie Kunst-Handwerkerin sei. Nach einem kurzen Wortwechsel geben wir alle der Frau eine von unseren Visitenkarten. Ich habe wie immer gar keine dabei, jedoch war ich am morgen beim Drucker und habe meine Kunstkarten abgeholt. So kann ich der Frau freudig doch noch etwas mit meinen Kontaktangaben in die Hand geben. Sie schaut auf die Karte und meint, die Blumen tun ihr gerade sehr gut … ihre Mutter werde bald sterben. Sie beginnt zu weinen, und wir weinen fast auch mit. Unglaublich, welche tiefen Begegnungen wir immer wieder im Künst*lerleben machen dürfen.

Es scheint fast, dass Chantal und ich es schaffen, ein neues Bewusstseinsfeld an einen Ort zu bringen. Immer oder immer häufiger reagieren die Menschen sehr stark auf Künstl*erleben!






 





Übung 3


Ich mache den Abschluss der kreativen Triologie. Ich staune immer wieder, wieviel Möglichkeiten es für diese Übungen gibt, eine nicht enden wollende Flut von Ideen und Inspirationen. Ich lade die zwei anderen ein, im Brocki nach einem Gegenstand Ausschau zu halten, der für sie ihre tiefste Kreativität symbolisiert. Danach werden wir dieses «Bild» maximal kreativ künstlerisch weiterentwickeln. Ich habe mein symbolisches Objekt provisorisch entwendet und mit raus genommen, Chantal hat ein Foto gemacht und Zanniki hat es sich einfach gemerkt. Alles ist also möglich.

Danach machen wir uns zum letzten Mal auf den Weg ins «Brocki-Atelier», wo wir unsere Eindrücke kreativ transformieren, uns selbst überraschen und erfreuen.

Im Nachhinein kommt mir in den Sinn, dass es auch schön gewesen wäre, das letzte Bild zusammen zu gestalten. Aber es wird bestimmt wieder einmal eine Möglichkeit dazu geben – vielleicht auch in Kalifornien! ; )















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